[Buchrezension] Amy on the summer road - Morgan Matson

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Zusammenfassung:

Seit dem Tod ihres Vaters hat sich Amy völlig zurückgezogen. Als ob nicht alles schlimm genug wäre, beschließt ihre Mutter von Kalifornien an die Ostküste zu ziehen, und Amy soll nachkommen … im Auto mit einem wildfremden Jungen! Amy ist verzweifelt. Doch dann steht Roger vor ihr – total süß und irgendwie sympathisch. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und sind sich einig: Amys Mom hat sich für den Trip die langweiligste aller Strecken ausgesucht! Und so begeben sie sich kurzerhand auf eine eigene, wilde Reise kreuz und quer durch die Staaten. Und während Amy noch mit ihrer Vergangenheit kämpft, merkt sie, wie sehr sie diesen Jungen mag ...


»Willkommen auf der einsamsten Straße Amerikas.«
„Amy on the summer road“ ist ein fantastisches Buch! Mehr muss ich eigentlich gar nicht sagen, denn es behandelt ein Thema, das wir täglich immer wieder auf irgendeine Weise erleben, richtig gut. Und zwar ist es der Umgang mit Verlusten.
Auf die eine oder andere Weise erleben wir es täglich. Auch wenn es im ersten Moment nicht unser eigener Verlust zu sein scheint. Aber dann kommt der Moment, wenn wir bewusst selbst etwas verlieren, was uns unheimlich wichtig ist. Der Schmerz des Verlustes kann so tief sein, dass wir lernen müssen, uns selbst zu verzeihen, bevor wir lernen mit dem Schmerz umzugehen.
Und diese Erkenntnis bekommt Amy erst sehr spät. Sie gibt sie die Schuld an einer Sache, für die sie gar nichts kann. Zum Glück ist sie dabei nicht allein. Weder auf der einsamsten Straße Amerikas noch auf dem Weg, sich selbst zu verzeihen. Allerdings muss sie Roger erst die Chance geben, ihr zu helfen. Und genau das sollten wir auch. Wenn wir Hilfe brauchen, dann sollten wir uns helfen lassen. Anderen eine Chance geben. Und wer weiß? Vielleicht fühlen wir uns hinterher wirklich wesentlich besser. =)

Bei aggressivem Verhalten im Straßenverkehrt rufen Sie die Colorado State Patrol! Von wessen Aggressionen ist hier eigentlich die Rede? Von meinen? Oder denen der anderen? Unklar. Aber vielleicht kommen die Probleme ja davon, dass man bei Bremsversagen auf der Interstate bleiben muss. Das kann so was schon mal auslösen.
Aufgrund eines Verlusts in der Vergangenheit möchte Amys Mutter an die Ostküste ziehen. Ein neues Leben beginnen und das Alte hinter sich lassen. Amy soll nachkommen und das Auto mitbringen. Da sie selbst aber nicht fährt, wird ein gewisser Roger sie begleiten. Er soll seinen Vater in Philadelphia besuchen. Keine ungewöhnliche Story. Alles nachvollziehbar und perfekt für einen schönen Road Trip. Allerdings hätte ich nie erwartet, wie sehr auch andere Themen eine Rolle spielen. Wir alle sind früher oder später auf der Suche nach uns selbst. Amy hat sich selbst in ihrer Trauer verloren. Auf diesem Road Trip muss sie lernen, darüber hinwegzukommen und sich selbst wiederzufinden. Gar nicht so leicht! Aber um Himmels Willen: Hier ist das so mega schön beschrieben. Es macht Spaß sie zu begleiten. Mit ihr gemeinsam aus dem alltäglichen Dingen des Lebens zu lernen.
Und man lernt nicht nur etwas über das Leben, sondern auch über sehr amüsante Straßenschilder in den USA. Die wären ja auch schon mal ein Grund, einen Road Trip zu machen. Aber weiterhin sind es natürlich die vielen schönen Dinge, die man erlebt. =)

»Mann, wenn ich dich sehe, wird mir ja ganz heiß.«
[…] »Oh. Ja also. Du siehst, äh, eigentlich auch nicht schlecht aus, aber sollten wir das nicht lieber … ich meine …«

Die Spannung ist von Anfang an spürbar als man mitbekommt, dass Amy nicht allein auf dem Weg quer durch die USA sein wird. Da weiß man ja bereits, dass da etwas passieren muss. Aber beide tragen eine gewisse Last mit sich herum. Besonders bei Amy steht die ihr oftmals im Weg. Aber das steigert die Spannung nur noch und man will unbedingt wissen, wann sie lernt, damit klarzukommen.
Ich denke, dass Morgan Matson diesen bestimmten Punkt, an dem es Zeit ist, perfekt getroffen hat. Früher wäre zu überstürzt gewesen und alles Spätere hätte die Story nur unnötig gezogen. Amy hat ihre Zeit gebraucht, aber sie hat Stück für Stück Fortschritte gemacht bis sie endlich sich selbst wiedergefunden hat. Und dann war sie auch offen für alles andere. =D Und da man sich eigentlich schon so lang auf diesen Moment gefreut hat, war es wie ein Feuerwerk. Diese Momente bestanden für mich aus purer Freude und ich glaube, ich hatte auch ein fettes Grinsen im Gesicht beim Lesen. (Zum Glück hat mich keiner beobachtet. =O)

»Armer Ranger Carl,
brüllt, knallrot und Sonnenbrand.
Und Hose offen.
R. H. S.«

Morgan Matson hat einen wirklich sehr angenehmen Schreibstil. Sie bindet viele lustige Szenen ein, die aber nicht zu übertrieben wirken. Sie geben den Figuren einfach einen amüsanten Charakterzug, den ich sehr an beiden mochte. Besonders schön finde ich es ja, dass Amy und Roger so viel Zeit zu zweit verbringen. Da kann man wirklich mal verstehen, wenn da was entsteht. Und nicht aus zwei, drei Stunden Zweisamkeit die große Liebe.
Allerdings muss ich sagen, dass der Anfang für mich sehr verwirrend war. Ich konnte Amy noch nicht so richtig folgen und musste erst in die Situation reinfinden. Es gab mir das Gefühl, dass auch die Autorin erst einmal mit der Situation klarkommen musste, bevor sie endlich alles richtig schön beschreiben konnte. Vielleicht wollte sie damit Amy ein bisschen Verwirrung geben. Mir war dies jedoch zu sehr und ich bin an manchen Stellen wirklich nicht mehr mitgekommen.

»Mann«, sagte er und boxte Roger gegen die Schulter, ohne den Blick von mir zu wenden, »na, du hast ja vielleicht Feuer.«
Amy hat rote Haare, aber zu Beginn spürt man nichts von ihrem Feuer. Erst später taut sie ein bisschen auf und man spürt ansatzweise, wie sie sein könnte. Ob das aber auch wirklich so ist, erfährt man nie. Trotzdem ist sie während der gesamten Zeit ein echt schöner Charakter. Sie stellt sich zwar manchmal ein bisschen dämlich an, aber das führt zwischenzeitlich zu echt urkomischen Situationen. Louisville ist nur eine Station, wo es ein paar sehr interessante Abenteuer gab. Und nicht vergessen, es heißt »Luh-wall«. =D Aber wirklich, es macht Spaß sie zu begleiten und ihre Gedanken sind manchmal mega spannend. Auf solche Ideen wäre ich niemals gekommen.
Roger ist der nette Typ von nebenan. Zwischendurch merkt man mal, dass er auch anders kann, aber im Gesamten bleibt er nett und das ist ganz erfrischend. Er ist kein typischer Bad Boy, der dann gut wird. Er ist von Anfang an nett und freundlich und gut und wurde deswegen ausgenutzt. Ehrlich gesagt, er tat mir am Anfang sogar ein bisschen leid. Aber er hat ja jetzt Amy. =D Und seine kleinen Eifersuchtsszenen sind echt niedlich. Spätestens in Louisville konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und musste lauthals lachen. Trotzdem muss ich sagen, dass er ein kluges Köpfchen ist und ein paar sehr amüsante Ideen hat. Und er weiß natürlich die Situation auszunutzen, wenn der Fußboden schön rutschig ist.
Alle anderen Charaktere tauchten nur nebensächlich auf. Weder Lucien, Hadley noch Amys Mom sind wirklich lange da, aber sie bringen die Geschichte vorwärts. Ich hätte mir für bestimmte Charaktere eine längere Rolle gewünscht, aber ich glaube, dass diese kurzen Begegnungen typisch für einen Road Trip sind. Noch bevor man wirklich lange da ist, zieht man schon weiter und lernt neue Menschen kennen.

»Sugar, We’re Goin Down« - Fall Out Boy
Ja, irgendetwas Besonderes ist mir selbst hier aufgefallen, wo doch eigentlich das ganze Buch besonders war. Was ich ja mal sofort bemerkt habe, war: Fall Out Boy ist bei Rogers Playlist dabei. Für mich war das erst einmal ein Grund zum Austicken. Ich habe mich echt mega darüber gefreut. =D
Aber ansonsten war es einfach das Gesamtpaket, was hier so wirklich stimmte. Ich bin danach sogar gleich in den nächsten Thalia gerannt und habe mich nach anderen Büchern erkundigt, die eine ähnliche Story haben, aber irgendwie wollte das nichts werden. Anscheinend ist „Amy on the summer road“ echt einmalig. Aber auch wenn hundert andere solcher Geschichten geben würde, würde ich trotzdem noch zustimmen. Dieses Buch ist genial. Das kann man gar nicht anders ausdrücken.


„Amy on the summer road“ ist ein Buch, das mir einiges zum Denken gegeben hat. Ich habe darüber nachgedacht, wer ich selbst bin und was ich wirklich will. Und das tue ich noch immer, denn so einen Prozess kann man nicht schnell abschließen. Amy hat auch dafür gebraucht. Der Road Trip war ihr dabei eine große Hilfe. Ich hoffe für mich, dass mein Auslandsjahr ähnlich dem Road Trip sein wird. Und ich bin gespannt, ob ich mich genauso wie Amy verändern werde. Und vielleicht, aber nur vielleicht finde ich auch einen Roger. =)

Gesamtbewertung:

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