[Buchrezension] Hades - Alexandra Adornetto

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 Zusammenfassung:

 Der finstere Jake Thorn ist zurück in Venus Cove, und er hat nur eins im Sinn: den Engel Bethany endlich für sich zu gewinnen. Geschickt lockt er sie in eine Falle und entführt sie in sein Reich – Hades, die Hölle. Dort schlägt er ihr einen schrecklichen Handel vor: Wenn Bethany als seine Geliebte bei ihm bleibt, will er Xavier verschonen – ansonsten muss er sterben. Wie soll Bethany ein solches Opfer bringen, wenn es bedeutet, für immer von Xavier getrennt sein zu müssen? Und wie lange kann ein Engel überhaupt in der Hölle überleben?


Als ich erwachte, war es ohrenbetäubend still.
Ich glaube, dieses Zitat beschreibt meine Gefühle ganz gut. Obwohl das Buch für mich nicht ganz so eine tiefe Bedeutung hatte wie sein Vorgänger, gab es mir doch viel, was ich bedenken musste. Zum Beispiel dachte ich darüber nach, ob es überhaupt fair ist, den Menschen den Glauben zu geben, dass es eine Hölle gibt, wo sie hinkommen, wenn sie sich nicht gut benehmen. Es ist doch eigentlich nur ein Druckmittel, um besonders die Gläubigen davon abzuhalten, irgendwie Mist zu bauen. Aber genau das gehört doch eigentlich zu unserem Leben dazu?! Sind wir nicht gerade deshalb so menschlich, weil wir Fehler machen? Und weil wir lernen, diese zu verzeihen?
»Als Opa Luzi in Ungnade fiel …«, begann Hanna und warf verstohlene Blick in Richtung Tür.
Jake ist noch am Leben, auch wenn er nur in Hades wirklich lebt. Allerdings schafft er es geradezu spielerisch leicht, Beth ebenfalls dorthin zu holen. Und somit lernen wir als Leser nun einmal die schlechte Seite des Glaubens kennen. Wenn es einen Himmel gibt, muss es zwangsläufig auch eine Hölle geben und genau dort spielt sich nun die Handlung ab. Zwischendurch geht es immer mal wieder auf die Erde, aber diese Zeit ist kurz und meiner Meinung nach ein bisschen überflüssig, da dadurch nichts wirklich bewirkt werden kann. Der einzige Sinn ist für mich, dass es am Ende irgendwie zu dem Handel zwischen Beth und Jake kommen muss, aber auch den hätte man weglassen können.
Die Story an sich gefiel mir eigentlich, aber es gibt sehr viele Dinge, aus denen man hätte mehr machen können. Ein paar habe ich bereits aufgezählt. Aber da war einfach noch mehr. Einzelne Gespräche hätte mehr ausgebaut werden können, während andere einfach ein bisschen überflüssig waren. Manchmal denkt man sich da echt: Was interessiert mich das jetzt als Leser?
Allerdings gab es auch gute Momente. Zum Beispiel die Szene mit dem Zitat oben hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Bezeichnung von Luzifer, dem Lichtbringer, hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht.

»Sie können sie wiedersehen, wenn sie wollen«, murmelte er.
Ich glaube, das war dann der Moment, als bei mir jegliche, versteckte Hoffnung explodierte, dass das ganze Theater ein Ende hätte und die Reise von Jake wegführen würde, aber irgendwie wollte es ja dann doch nicht so werden. Jake blieb bis zum Ende eine Hauptfigur in diesem Buch. Und er hat mich echt angekotzt, aber dazu später.
Die Spannung entstand dann ebenfalls mit diesem Moment. Vorher war ich einfach nur ein bisschen irritiert, was das alles plötzlich mit Hades sollte, aber dann gab es diese Möglichkeit, die Erde zu sehen und für Beth war klar, dass sie alles versuchen würde, um wieder zurück zu kommen. Das war einfach der Punkt, als Beth ihren Lebenswillen so richtig wiederentdeckt hat und sich nicht mehr nur gesträubt hat, sondern auch aktiv etwas für ihre Freiheit getan hat. Und natürlich waren die Abstecher auf die Erde immer wieder etwas Neues. Dieses Mal war man aber nur Zuschauer und das hat teilweise echt genervt. Es wäre schöner gewesen, direkten Kontakt zu haben, jedoch kann ich verstehen, dass das nicht funktioniert. Es ist nur so eine Sache, die ich mir jetzt persönlich gewünscht hätte, um noch mehr Trennungsschmerz aufzubauen.

Er lächelte nachsichtig. »Papa bringt alles wieder in Ordnung.«
Der Schreibstil war wie gewohnt aus dem ersten Teil locker und entspannt. Ich hatte erneut das Gefühl, der Autorin nah zu sein. Jedoch kam hier mehr Ernst auf, sodass ich denke, dass sich die Autorin entwickelt hat. Sie ist mit ihren Figuren mitgewachsen und das hat man auch deutlich am Schreibstil gemerkt. Die Story war nicht mehr bloß eine Idee, sondern festigte sich. Beth und Xavier festigten sich und konnten sich weiter entwickeln. Man sagt, als Autor soll man seine Figuren genauso kennen wie sich selbst. Und ich hatte das Gefühl, dass das nun geschehen war. Beth war noch dieselbe, aber dann auch wieder nicht. Aufgrund ihrer Erlebnisse wird sie ernster und weiß langsam das Leben auf der Erde zu schätzen. Sie weiß die Menschen zu schätzen und das spiegelt sich im Schreibstil wieder.
Trotzdem bleibt das Lockere erhalten. Es ist der schmale Grat zwischen amüsant und ernsthaft auf dem hier zeitweise ein bisschen Schwankungen entstehen, aber die Balance sonst gut gehalten wird. 
Ivy warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Auf dieses Gespräch habe ich schon lange gewartet.«
Wie ich es schon so oft gesagt habe: Beth hat sich weiter entwickelt. Sie ist immerhin in Hades und lernt dort jede Menge neue Personen kennen. Sie erkennt, dass nicht alles immer so Friede, Freude, Eierkuchen ist und doch lernt sie gleichzeitig mit der Situation umzugehen. Zwar dachte ich mir zwischendurch wirklich: Mensch, Mädchen, was soll das? Aber irgendwo konnte ich sie immer verstehen. Zwar musste ich manchmal wirklich viel Fantasie zusammenzerren, aber es hat funktioniert. Mir wurde immer wieder bewusst, dass sie eigentlich ein Engel ist und daher nicht so wie ein Mensch reagiert. Und ich glaube, das ist für mich jetzt auch das Schwere an der Sache. Es ist sehr schwer zu urteilen, wenn man selbst aus einer komplett anderen Welt stammt als die Hauptperson. Aber ich denke trotzdem, dass Alexandra Adornetto hier eine gute Leistung abgeliefert hat und Beth verständlich gemacht hat.
Xavier ist immer noch der gute, liebe junge Mann aus dem ersten Teil. Auch wenn es dieses Mal nicht ganz so liebestrunken wirkt, sondern eher verzweifelt. Hier merkt man wirklich, wie sehr er Beth liebt. Und ich denke, das ist auch sehr schön zu erleben. Die wahre Liebe einer Person empfinde ich immer als sehr berührend, wenn ich es lese. Xavier ist sehr gut dargestellt und kommt mir auch äußerst sympathisch rüber. Bei ihren kurzen Besuchen in der Menschenwelt gibt er Beth unbewusst die Kraft weiter zu machen. Einfach indem er selbst durchhält. Er ist irgendwo der Held der Geschichte. Die treibende Kraft, die hinter Beth steht. Mir zeigt er, dass auch wir Menschen große Dinge vollbringen können, wenn wir daran glauben.
Molly hat mich in diesem Teil besonders zum Lachen gebracht. Besonders das bestimmte Gespräch, auf das Ivy ja schon so lange gewartet hat. Es tut mir leid für Molly, aber mich hat die Situation einfach nur sooo zum Lachen gebracht. Es war eine willkommene Abwechslung in dem Buch. Allgemein hat sie die ernste Situation immer wieder aufgemischt. Sie hat Xavier dazu gebracht an etwas anderes zu denken. Sie hat Gabriel durcheinander gebracht. Und sie hat nie aufgegeben sie selbst zu sein. Molly wurde in diesem Teil wirklich zu einer Person, die ich schätzte. Ich liebte alle Szenen mit ihr, da sie so unverblümt war. Was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Ohne Rücksicht auf Verluste. =D
Gabriel zeigte bereits hier erste Anzeichen einer Veränderung. Und wie ich diese Veränderung liebe. Gabriel wirkt die ganze Zeit immer so unerreichbar und dann kommt Molly und schwups: Seine ganze Welt steht auf dem Kopf. Allgemein verwirren ihn Menschen und es ist mega interessant zu sehen, wie er damit klarkommt. Die Zeit, die ich dafür bekam, war zwar enttäuschend kurz, aber dafür sehr ausdrucksstark.
Ivy hingegen blieb die ganze Zeit unerreichbar. Die menschliche Welt hat auf sie relativ wenig Einfluss. Einer muss ja aber einen kühlen Kopf bewahren.
Und dann ist da Jake. Er kam bereits im ersten Teil vor, aber spielte dabei eigentlich nur eine vergleichsweise kurze Rolle, die ein Drama auslösen sollte. In diesem Buch jedoch war er gleich von Anfang an präsent. Es fiel mir oftmals sehr schwer, ihn zu verstehen, denn ich konnte seinem Gedankengang schlichtweg nicht folgen. Aber eins steht für mich immer noch fest. Er hat Beth geliebt. Auf seine verrückte Weise. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, präsentierte Jake die Wahrheit: Nicht alles ist schwarz oder weiß. Es gibt nur unendlich viele Grauabstufungen. Einige mögen vielleicht sehr nah an schwarz herankommen, andere wiederum sehr weit an weiß. Aber wirklich rein ist niemand. Selbst keiner der Ursprünglichen.

»Wenn mein Ego nicht so groß wäre wie die nördliche Halbkugel, wäre ich jetzt womöglich beleidigt. […]«
Das Cover ist mal wieder wunderschön. Das Mädchen ist für mich auf jeden Fall Beth. Sie nimmt eine betende Position ein, aber genau das muss sie auch in Hades. Beten, dass es für sie noch Hoffnung gibt und dafür, dass diese vielleicht auch in Erfüllung geht. Dann ist das Cover noch in zwei Hälften geteilt. Einmal die rote Seite, die wahrscheinlich für Hades steht. Und dann die graue Seite mit dem Mond, wohin Beth auch betet. Außerdem ist da oben dieser kleine Zweig, der für mich noch eine Verbindung zum ersten Band herstellt. (Erstaunlich, was man in dieses Cover alles reininterpretieren kann und wie gut das dann passt!)
Erstaunt hat mich auch die Tatsache, dass es tatsächlich Dinge gab, die mich sehr amüsiert haben, trotz des Ernstes der ganzen Situation. So etwas ist echt eine Kunst. Aus der schlechten Situation noch etwas Gutes rausholen!

Hades ist eine schöne Fortsetzung der Reihe, in der man nicht nur die Entwicklung von Beth spürt, sondern auch, wie sich die Autorin weiterentwickelt. Allerdings kann dieser Teil nicht mit dem ersten mithalten, da es einfach Stellen in der Story gab, die mir so überhaupt nicht gepasst haben. Entweder war es überflüssig oder es wurde zu wenig gezeigt. Schade eigentlich. Die Story an sich hatte durchaus großes Potenzial.

Gesamtbewertung:

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